Welche Bereicherung für uns Soulville Jazzsingers: Roger Treece, weltweit vielleicht DER Pionier der Chor-Improvisation, hat zwei Tage lang (23. / 24.11.19) in der Düsseldorfer Jazzschmiede mit uns ausprobiert, wie man ein bestehendes Repertoire erst verbessern und dann durch die Improvisationsmangel drehen kann.
Übung und Lehrstück Nr. eins: der Klassiker und Namensgeber des Chores „Soulville“ von Horace Silver – von vielen Stars des Jazz gesungen –, ein einstimmiges, vermeintlich einfaches Stück. Aber: Roger Treece lässt es uns neu singen, verändert den Text („It does not sound english, but’s it’s easier to sing.“), fordert mehr Dynamik beim Singen jeder einzelnen Note und ein Gefühl für den „Pulse“ ein.
Übung Nr. 2: Treece pickt aus unserem Jazz-Repertoire die Rosinen heraus, „Spain“ von Chick Corea, lässt es uns durchsingen und überführt es im Anschluss in einen „Circle“: Jede Stimmgruppe wiederholt in Klangschleifen ein von Treece vorgegebenes, aus „Spain“ abgeleitetes Motiv. Er gibt in jede einzelne Stimmgruppe Varianten hinein, die sich zu neuen Akkorden und Rhythmen schichten, vergleichbar mit der Minimal Music eines Philip Glass. Ein rauschhaftes Vergnügen, aber letztlich auch nur eine Vorübung für das am Sonntagabend von uns angekündigte Konzert in der Jazzschmiede.
Vor vollem Haus mit Jazz-Kapelle (Saxophon, Bass, Schlagzeug) spulen wir gemeinsam mit Roger Treece ein Improkonzert ab, das zu den Highlights der vergangenen Jahre zählt. Soulville, Say Ladeo von Roger Treece, Donny Rosler und Bobby McFerrin, Spain, Birdland von Joe Zawinul und Viva la Vida, der Coldplay-Klassiker in der Bearbeitung von Jens Johansen. Viva la Vida gelingt uns so gut wie nie. Einige Zuhörer finden es im Vergleich mit den anderen Jazz-Stücken „fast schon ein wenig zu elegisch“. Spricht rückblickend dafür, dass ansonsten bei diesem Konzert der Teufel los war. Spätestens dann, als Roger Treece das Publikum zum „circeln“ aufforderte. Konzertmitschnitte finden sich auf unserer Website. Viel Vergnügen beim durchhören.